Historischer Streuobstgarten in Bogel
Sie werden sich sicherlich gefragt haben, was ist ein Streuobstgarten, und dann auch noch was ist ein historischer Streuobstgarten.
Ich will es kurz erklären;
noch vor 2 Generationen wurde Obst für die Eigenversorgung und als Vitaminspender über den Winter gebraucht. Da wurde nicht gesagt, iss Obst wegen der Vitamine, da hieß es, Kind iss Obst, das ist gesund.
Viele Obstbäume standen damals in den Hausgärten nahe am Haus.
Kleinlandwirte bewirtschafteten die kleinen Parzellen rund um Dorf. Am Wegerand und in der Nähe von Gräben und auf Wiesen standen dann die Obstbäume in langen Reihen. Unter den Bäumen wuchs etwas weniger, dafür entschädigte dann das Obst. die Bäume wurden ausgeputzt, zurückgeschnitten und Baumscheiben gegraben
Da es auf dem eignen Grundstück geerntet werden konnte, entstanden keine direkten Kosten.
Die Bearbeitung der Felder wurde mit Pferden oder Kühen bewerkstelligt
Dabei störten die Hochstammbäume nicht sonderlich.
Warum der Name Streuobst
Kennzeichen von Streuobstwiesen sind hochstämmige Obstbäume mit einem Mindestmass von 1,80 m von der Wurzel bis zum Kronenansatz Sie stehen nicht in Reih und Glied sondern sind verstreut angepflanzt. Verschiedene Sorten von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Reneclaude, Kirschen waren auf dem Grundstück vorhanden, noch von den Eltern in unregelmäßiger Reihenfolge und Abständen gesetzt worden,
Jedes Obst hatte seinen speziellen Geschmack, von saftig bis trocken, von weich bis hart und von süß bis herb.
Es gab Obst das sofort verzehrt werden konnte und Obst das eingelagert und haltbar gemacht werden musste weil es nach der Ernte direkt noch nicht ausgereift war.
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch nicht die Großmärkte mit den 4 Buchstaben, bei denen man zu jeder Jahreszeit z.B. Äpfel mit beinah Einheitsgeschmack kaufen konnte. Sehr differenziert waren die damaligen Sorten. Ich erinnere an z.B. den Grafensteiner, die Goldrenette, den Boskop. Das waren noch unverwechselbare Geschmacksrichtungen.
Hiermit komme ich zu dem Begriff „Historisch“.
Es wurden hier 61 Bäume gepflanzt deren Sorten schon im letzten Jahrhundert im Raum Nastätten gebräuchlich waren. Diese Bäume sind an unser Klima gewöhnt, vertragen die Höhenlage und das doch schon manchmal recht raue Klima. Die im Streuobstgarten Bogel gezeigten Sorten sind aufgrund von Literaturhinweisen empfohlenen und prämierten ausgewählten Obstsorten aus dem Raum Nastätten, Anfang des 20. Jahrhunderts, also vor rund 100 Jahren. Daher kann man das schon als historisch bezeichnen
Auf den Infotafeln die hier aufgestellt wurden, enthüllen, können sie vieles über die Geschichte der Streuobstwiesen, des Obstanbaus und der Obstverwertung erfahren
Wie sie sicher sehen werden, sind alle Bäume mit einem Schild versehen, auf dem die reife Frucht und eine Nummer zu sehen ist. Diese Angaben finden sie auf den Tafeln 1 – 3 wieder. Wissenswertes über Genussreife, Herkunft und Qualitätsbesonderheiten ist hier nachzulesen.
Gefördert wurde diese Anlage mit Mitteln der Bundesregierung und des Landes Rheinland Pfalz. Mitfinanziert von der EU
Gemeinsam ist hier in Bogel die Devise, und gemeinsam werden wir auch diese Anlage betreuen.
Ich hoffe dass kein Vandalismus unsre Bemühungen bei diesem Lehrpfad zunichte macht.